Anmerkungen zur Medienspezifität von Internetseiten © KWR und VG Bild-Kunst, Bonn

 

Die Verwendung von Internetseiten im Rahmen von Kunstprojekten eröffet, wie jedes Medium, ein großes Spektrum an Möglichkeiten,jedoch auch Begrenzungen. Überkommene Selbstverständlichheiten im Gebrauch traditioneller Medien führen hier nicht mehr weiter. Daher werden im Folgenden die Medien: Malerei, Buch und Internet hinsichtlich ihrer meist unhinterfragten Rahmenbedingungen skizziert. Die Schulung der Sensibilität für Möglichkeiten und Grenzen unterschiedlicher Medien ist notwendig, da deren Vielfalt in Zukunft wahrscheinlich eher rasch zunehmen wird.

A) mediale Möglichkeiten und Grenzen von InternetSeiten: 1) Einbindung klassischer künstlerischer Medien auf einer Seite, z.B. Bilder aller Art (Grafiken/Fotographien/Zeichnungen), Textelemente (Schrift/Lyrik/Zeichen . .), Audiodateien (Klänge/Töne), Videodateien (Flime/bewegte Bilder/gif.Dateien). Mischformen zwischen den genannten Genres sind möglich. Freie Verfügbarkeit auch mit Smartphones und Tablets, die jeweils anderer Form Verwendung finden. 3) Möglichkeit der Produzenten (Künstler), zeitund ortsunabhängig zu arbeiten und zu kommunizieren. Beschränkungen: Computerbildschirm (variabel), eingeblendete BrowserZeile oben, eingeblendete Computer-Task-Zeile unten, Cursor mit unterschiedlichem Erscheinungsbild und rechter und linker mouse- Funktion, diverse Unterschiede zwischen den Browser-Typen Firefox, Chrome, Safari etc.; Cursor, Bildschirm und Tastatur gehören zum unverzichtbaren Bestand. Nutzung häufig in Eile, eher angespannte Situation; Einschaltbedingungen variabel: Passwort etc. abrufen, ausschalten. Wiedergabequalität für Texte, Audio- und Videodateien ist gut bis brauchbar; die für Malerei/Skulptur/Objekt/Installation schlecht bis mäßig. Mediale Energieeffizienz: hoch bis sehr hoch; Eintrittsschwelle: gering; Privatsphäre: hoch (bei sachgem. Gebrauch); Unikatcharakter: gering; Kopierschutz: gering; Preis: minimal; Konservierungsaufwand: sehr gering.

B) Buch-Seiten: In den Händen handhabbares Buch, physisches Blättern zwischen den Seiten; variables Umgebungsfeld (Wohnzimmer, Ausstellungsraum, Park. .); Muße, eher entspannte Situation, Beschränkung auf Text und Bild; zur Hand nehmen, Lesen/Betrachten, weglegen; nur gedankliche "Antastbarkeit"; Konservierungsaufwand: gering; Wiedergabequalität: hoch; Energieeffizienz: gering; Eintrittsschwelle: mäßig; Privatsphäre: hoch; Unikatcharakter: mäßig; Kopierschutz: gering; Preis: mittel.

C) Malerei/Foto/Zeichnung: in der Regel an Institutionen und Räume gebunden; Beweglichkeit des Betrachters im Raum; Bedeutsamkeit von Rahmung, Wandbeschaffenheit, Präsentation (Licht/Position etc.) im Raum; Kontextabhängigkeit zu anderen Objekten. Zudem befindet sich der Besucher im sozialen Raum mit anderen Besuchern, der Aufsicht und mit Überwachungssystemen. Wiedergabequalität: sehr hoch; Mediale Energieeffizienz: sehr gering; Eintrittsschwelle: sehr hoch (Anreise, Eintritt etc.); Privatsphäre: gering; Unikatcharakter: maximal; Kopierschutz: maximal; Preis: hoch; Konservierungsaufwand: sehr hoch.


Um Enttäuschungen vorzubeugen und das Medium Internet nicht zu
überfordern, sollte dem Gedicht von Octavio Paz nicht gefolgt werden. .

„Doch, man soll Birnen
von der Ulme verlangen